Unentbehrlich: Sabine
Domhöver
|
|
|
Eigentlich hat Sabine Domhöver schon die
halbe Welt bereist. Als Pferdepflegerin war sie dabei, als Nadine Capellmann
bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit der deutschen Mannschaft Gold
gewann, als sie zwei Jahre später im spanischen Jerez de la Frontera zwei
WM-Titel errang und als sie 2008 in Hongkong erneut olympisches Teamgold
erritt. In all diesen Städten hat Sabine natürlich schon den einen oder
anderen Shoppingbummel unternommen, doch ihr Job drehte sich überall vor
allem um drei Orte: den Flughafen, die Reitanlage, das Restaurant gegenüber,
bevölkert von den vertrauten Gesichtern der anderen Reiter, ihrer Pfleger
und ihrer Pferde. Seit 1999 ist die gebürtige Münsteranerin Teil der
reisenden Championats-Stallgemeinschaft, die sich teilweise mehrmals im
Monat an einem anderen Ort in Deutschland, in Europa oder eben auch auf
einem anderen Kontinent begegnet. Nur der „heilige Rasen“ der Aachener
Soers bedeutet für die Wahl-Aachenerin Sabine inzwischen ein Heimspiel.
Beispiel CHIO: Um viertel vor sechs beginnt hier der Arbeitstag der
gelernten Pferdewirtin mit dem Füttern der Pferde. Um sieben Uhr sitzt
Nadine Capellmann zum ersten Mal auf dem Pferd, denn ein Grand-Prix-Sportler
im vollen Training will mindestens zweimal am Tag bewegt sein. Danach übernimmt
Sabine das Pferd wieder, das sie später für die Prüfung vorbereitet –
einflechten, satteln, auftrensen und dann mit dem obligatorischen Handtuch
bewaffnet zum Abreiteplatz, wo es vor dem Einreiten zur Prüfung immer noch
ein letztes Stäubchen zu beseitigen gibt. Sommers wie winters ist es für
die Pflegerin auf mehrtägigen Turnieren selbstverständlich, dass sie Wand
an Wand mit ihren Schützlingen auf einem Feldbett in einer leeren Box übernachtet,
gemütlich umringt von Turnierspind, Sattel- und Putzzeug, Frack, Zylinder
und Reitstiefeln.
Zu Hause in Würselen, wo Sabine auf Nadines Anlage wohnt, sind die
Arbeitszeiten geregelter. Hier bestimmen nicht Prüfungsstartzeiten den
Alltag, sondern die Bedürfnisse der Pferde, die neben dem täglichen
Training auch auf der Weide oder dem Paddock die Seele baumeln lassen. Ein
gutes halbes Dutzend Pferde hat Sabine stets in ihrer Obhut – ein eigenes
Pferd hat sie, obwohl sie selbst reitet, nicht. „Das lässt meine
berufliche Situation einfach nicht zu. Und ich habe sowieso mehr Spaß an
dem ganzen Drumherum.“ Ihren Urlaub stimmt sie auf die Turniersaison ab,
und selbst der tägliche Feierabend ist kaum planbar. „Aber das weiß man
ja vorher, und es ist okay. Das hier ist kein Beruf, sondern es ist mein
Leben. Und wenn ich keinen Spaß daran hätte, hätte ich ja etwas Vernünftiges
gemacht“, schmunzelt Sabine. Wie sehr die Verantwortung für die
Vierbeiner trotz langer Arbeitszeiten ihr Lebensinhalt ist, zeigt auch die
– ebenfalls schmunzelnde – Antwort auf die Frage, ob sie im Stall ein
Lieblingspferd hat: „Fragt man eine Mutter nach ihrem Lieblingskind?“
Diese Hingabe weiß auch Nadine zu schätzen: „Sabine ist das Herz meines
Stalles. Eine Pflegerin zu finden, die so viel Sachverstand und eine solche
innere Ruhe mitbringt und mit der man seit inzwischen über einem Jahrzehnt
so harmonisiert, ist ein großes Glück. Ich hoffe, dass diese gute
Zusammenarbeit noch lange fortdauert.“
|
Bilder
von Sabine
|
|
|